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Gedankenspiele des Kirchengemeinderats

Seit einem halben Jahr beschäftigt sich der Kirchengemeinderat mit der Sanierung des Innenraums der Peter- und Paulskirche. Auslöser für die Dringlichkeit der Sanierung ist in erster Linie der Zustand der elektrischen Anlagen in unserer Kirche, vor allem der Beleuchtung. Immer wieder kommt es vor, dass Glühbirnen ihren Geist aufgeben und dann ohne Vorwarnung herabstürzen. Ganz davon abgesehen, dass die Leuchten den Kirchenraum nur mangelhaft erhellen. Auch die Wände müssen dringend gestrichen werden.

Unsere Kirche ist, so wie sie derzeit ist, wunderschön, allerdings – und das ist der Ausgangspunkt für die Gedanken im Kirchengemeinderat – haben sich seit der Renovierung der Kirche 1952 die Gottesdienste verändert. Unsere Kirche hat bisher eine eindeutige theologische Sprache: Die gesamte Aufmerksamkeit der Gottesdienstbesucher ist auf den vorderen Bereich konzentriert. Einerseits auf die Kanzel, von der Gottes Wort verkündet wird und die damit automatisch - wie in einer evangelischen Kirche der damaligen Zeit üblich – viel Aufmerksamkeit bekommt. Andrerseits stehen Taufbecken, Altar und die Fenster mit dem auferstandenen Jesus im Mittelpunkt. Eine stimmige theologische Aussage: Von der Aufnahme in die Gemeinde und der Annahme durch Gott, über den Tod zum ewigen Leben. Bei dieser Gestaltung ist die Aufmerksamkeit der Gottesdienstbesucher nach vorne gerichtet. Kaum wahrgenommen werden können die anderen Gottesdienstbesucher.

Doch die Zeiten und die Gottesdienste haben sich verändert. Der Gottesdienst, bei dem es nur um das Hören von Gottes Wort ging, wurde abgelöst von Gottesdiensten, die Raum brauchen für Gestaltung und Spiritualität. Unsere feststehenden Bänke bieten diese Freiräume nicht. So ist sich der Kirchengemeinderat sehr einig darin, zumindest die Bänke im vorderen Kirchenschiff durch Stühle oder Stuhlbänke wie in der Stiftskirche zu ersetzen, um ohne großen Aufwand „Freiräume“ schaffen zu können.

Damit gehen aber auch die Gedankenspiele los. Wenn wir schon dabei sind, was muss dann noch alles berücksichtigt werden?

Unser Altar ist von seiner Lage im Chor und der Art seiner Gestaltung ohne praktische Funktion. Eigentlich müsste um ihn herum das Abendmahl gefeiert werden. Den Altar nach vorne rücken, war einige Zeit Konsens im Kirchengemeinderat. Aber er ist dafür wohl zu groß und wohin dann mit der Kreuzigungsgruppe? Sollen wir einen zweiten, kleineren Altar ins Kirchenschiff stellen, um den herum sich die Gemeinde versammeln könnte, der mehr wäre als – etwas provokativ formuliert – Ablagefläche für die Utensilien der Pfarrer?

Was geschieht dann mit der Empore? Von der Empore ist nur eine eingeschränkte Sicht in das Kirchenschiff möglich. Ihre Platzzahl ist nur bei Konfirmationen und an Weihnachten notwendig. Allerdings ist die Empore Stammplatz vieler Gottesdienstbesucher. Soll bei der Neukonzeption darauf Rücksicht genommen werden oder müssen die Emporenbesucher künftig einfach in Kauf nehmen, dass sie manches nicht mehr mitverfolgen können? Die Empore könnte halbiert werden, zumindest die Nase entfernt, um im Kirchenschiff mehr Licht und Leichtigkeit zu erhalten. Denkbar wäre, eine seitliche Empore im vorderen Bereich des Kirchenschiffs anzubringen. Von dort aus wäre ein besserer Blick möglich.
Der Taufstein könnte versetzt werden, damit im Kirchenschiff mehr freie Fläche zur Verfügung stünde. Sollen wir ihn in den Chor versetzen, um damit den Chor als wichtigen Ort aufzuwerten?

Neben diesen konzeptionellen Fragen müssen wir natürlich auch ganz profane Dinge klären, wie etwa die Heizung aussehen soll. Oder können wir den Kirchenboden um eine Treppenstufe anheben, um die Technik darunter zu verstecken.

Wir machen uns viele Gedanken, überlegen hin und her. Mit Sicherheit werden wir Sie, liebe Gemeindeglieder, rechtzeitig in unsere Gedanken einbeziehen. Denn eine andere Raumkonzeption ist nur dann sinnvoll, wenn Sie sich damit anfreunden können.

Sabine Vogel-Schuster