Evangelische
Kirchengemeinde
Köngen
Kanzelrede 2013
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Kanzelrede 20.11.2013
mit Frau Sigrid Klausmann−Sittler und ihrem Dokumentarfilm „DaHeim“

20131120_Kanzelrede
Seit fünf Jahren laden wir am Buß− und Bettag Menschen aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen zur „Kanzelrede“ in die Peter− und Paulskirche ein. Sie sprechen über ihre Arbeit und ihre Anliegen und auch darüber, was diese mit dem Buß− und Bettag zu tun haben.
Wir freuen uns sehr, dass in diesem Jahr die Stuttgarter Dokumentarfilmerin Sigrid Klausmann−Sittler zu uns kommt. Frau Klausmann−Sittler hat mit ihren beeindruckenden Dokumentarfilmen schon einige Preise erhalten. Ihr Film „DaHeim“ über drei außergewöhnliche Heimkinder wurde in Stuttgart wegen der starken Nachfrage vielfach wiederholt. Die „Kanzelrede“ beginnt mit dem Film „DaHeim“ (Deutschland 2012; 65 Minuten).
Im Anschluss gibt es gegen 20.40 Uhr einen Buß− und Bettag−Gottesdienst mit der Kanzelrede der Dokumentarfilmerin.
Bei einem Stehempfang besteht ab 21.30 Uhr zum Abschluss noch die Möglichkeit zum Gespräch.

Viele Besucher der Kanzelrede und auch andere Interessierte äußerten den Wunsch, die Rede von Frau Klausmann−Sittler noch einmal lesen zu können.
Frau Klausmann−Sittler hat freundlicherweise zugestimmt, das wir ihre Rede hier auf unserer Homepage veröffentlichen und sie so allen Interessierten zugänglich machen können.
Dafür und für ihre Bereitschaft, sich auf das jedes Jahr neue Experiment „Kanzelrede‘ einzulassen, möchten wir uns nochmal herzlich bedanken.

Hier nun die vollständige Kanzelrede von 20.11.2013:

Liebe Besucher des Kirchenkinos, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kinder,

ein Kirchenkino: was für eine außergewöhnliche Einrichtung, die mir noch nirgendwo sonst begegnet ist: die Kirche nicht nur als spiritueller Ort, an dem Gebete gesprochen werden. Nein, hier wird eine Leinwand ausgerollt und werden Filme gezeigt. Kino und Kirche − passt das zusammen? Ich finde schon, denn ein Film kann Dialog fördern und Diskussion in Gang setzen. Filme können Themen auf besondere Weise transportieren, den Blick schärfen, Empathie herstellen. Sie können Menschen einander näher bringen. Köngen ist der Zeit voraus, wie mir scheint.

Heute haben Sie einen Film gesehen, der einen Rechtschreibfehler im Titel hat. DaHeim darf ja nicht so geschrieben werden, mit einem großen H in der Mitte. Dafür gäbe es in der Schule, im Diktat einen roten Strich an der Seite.
Warum ist es trotzdem der Titel des Films geworden? Da ist doch ein Widerspruch! Stimmt: Das Wort Daheim ist ein Wort, das Sicherheit assoziiert, Geborgenheit, Wärme. Daheim sind Eltern, Geschwister, daheim ist das eigene Zimmer, sind die persönlichen Sachen, daheim ist man vollkommen vertraut, tankt man auf, bekommt man Rat, Zuwendung, Liebe. Das andere Wort Heim steht, im Gegensatz dazu, heute immer noch für einen Ort, der Scheitern impliziert, Unglück, Trennung, Verlust, Stigmatisierung. Im Heim sind immer die „anderen“. Im Heim sein heißt „Fremd“ untergebracht zu sein. Ich wollte wissen: Kann ein Heim ein Zuhause sein?
/ In dieses Spannungsfeld bin ich hinein gegangen. Aber ermöglich wurde es mir nur deshalb, weil es eine Einrichtung gibt, die Stiftung Tragwerk in Kirchheim−Teck, die, in Person ihres Geschäftsführers Manfred Sigel, einen Traum hatte: den Traum, über „ihre“ Kinder, die nicht in ihren Familien leben können, einen Film zu machen, ihre Geschichten zu erzählen, ihnen eine Stimme zu geben. Meine Auftraggeber hatten den Mut, mir dieses schwierige und unpopuläre Thema anzuvertrauen, ohne zu wissen, was ich damit anfangen oder gar − anrichten würde. Und ich hatte alle Freiheit, die Geschichte auf meine Weise zu erzählen.

Filme über das Leben von Heimkindern sind selten. In Wohngruppen und deren Umfeld zu drehen heißt, sich auf hochsensiblem, manchmal explosivem Terrain zu bewegen. Die Kids sind oft in „Hab acht Stellung“ und ihre ErzieherInnen müssen vor allem eines können: „Aushalten, Aushalten, Aushalten“. Nach einer Weile aber, wenn man auf die Kinder zugeht, mit ihnen spricht, sich Zeit für sie nimmt, auch mal Quatsch mit ihnen macht, dann spürt man eine Resonanz, spürt man ihren Wunsch, wahrgenommen und geschätzt zu werden, spürt man ihre Sehnsucht nach Anerkennung und Zuneigung und danach, ein ganz normales Kind, ein ganz normaler Jugendlicher zu sein.

Zusammen mit meinem Team, allen voran meinem engagierten Kameramann Jean Christophe Blavier, durfte ich drei Kids im Verlauf eines Jahres begleiten, immer wieder besuchen, oft auch ohne Kamera, mit ihnen sprechen und mit ihnen drehen. Meistens ging das sehr gut, manchmal ging es gar nicht, z.B. wenn Brian einen schlechten Tag hatte. Tatjana, Dominik und Brian und zum Teil auch die Eltern haben mir ihre Lebensgeschichten anvertraut. Die Zeit mit ihnen hat mich tief bewegt und Spuren hinterlassen. Mein Blick auf diese Kinder hat sich grundlegend geändert. Ich sehe sie als Menschen mit Talenten und Fähigkeiten, mit einem Potenzial, das sie zu wichtigen Mitgliedern unserer Gesellschaft macht, auf die wir nicht verzichten können. Denken wir nur an den demografischen Wandel. Und aufgrund ihrer Vorgeschichte kann es eben sein, dass sie immer mal wieder Hilfe und Unterstützung brauchen, mehr als andere Kinder. Aber vielleicht auch nicht.

Und jetzt stehe ich hier, auf einer Kanzel in Köngen.
Ich bin Filmemacherin und halte normalerweise keine Predigten, insofern ist dies eine echte Premiere. Aber was habe ich hier verloren? Was könnte ich Ihnen noch zu sagen haben, was mein Film nicht schon gesagt hätte?

Ich stehe hier auch als eine Lobbyistin für Kinder. Alle meine Filme beschäftigen sich mit Themen rund um die Belange von Heranwachsenden. Vielleicht liegt es daran, dass ich mit sechs Geschwistern groß geworden bin, in materiell einfachen Verhältnissen, aber in Sicherheit, dass ich viele Jahre in pädagogischen Berufen mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet habe oder daran, dass ich selbst drei inzwischen erwachsene Kinder habe. Ich glaube, es liegt auch daran, dass ich immer wieder Menschen begegnet bin, die an mich geglaubt haben, mir eine Chance gegeben haben, mein Potenzial zu entfalten. Ich habe diesen brennenden Wunsch in mir, dass alle Kinder diese Erfahrung machen dürfen.

Wie auch immer: Als ich gebeten wurde, nach dem Film auf die Kanzel zu steigen und zu sprechen, habe ich mir überlegt, ob sich Jesus wohl auch mit Kindern beschäftigt hat? Was hatte er mit ihnen am Hut? Ich warf ich einen Blick in die Bibel und fand folgende Geschichte:

"Jesus zog von Ort zu Ort, um Geschichten zu erzählen, um Menschen zu trösten und auch zu heilen. Wo immer er sich auch aufhielt, im Nu waren viele Menschen um ihn versammelt. So kamen eines Tages auch einige Mütter und Väter mit ihren Kindern zu ihm. Sie wollten gern, dass Jesus ihre Kinder berührt und ihnen segnend die Hände auflegt. Die Jünger, die Jesus begleiteten, wollten aber nicht, dass ihr Meister, wie sie ihn nannten, gestört würde. Sie ärgerten sich über die Kinder. Schroff schimpften sie mit den Müttern und Vätern und wollten die Kinder fortschicken. Als Jesus dieses sah, wurde er ärgerlich. „Lasst die Kinder zu mir kommen, hindert sie doch nicht daran! Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes!“, rief er und fügte ein energisches „Amen“ hinzu. „Und das sage ich euch“, rief er, „Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen!“ Dann wandte er sich den Kindern zu. Er schloss sie in seine Arme, legte die Hände auf ihren Kopf und segnete sie."

In diesem Text werden keine näheren Angaben zu den Kindern gemacht: Sind es Jungen oder Mädchen? Wie alt sind sie? Aus welcher Gesellschaftsschicht stammen sie? Sind sie arm, reich, krank oder gesund, sind es Romakinder, sind sie schwarz oder weiß? Das ist alles unwichtig. Es sind Kinder, das genügt.

Danach habe im Bücherregal nach Literatur über Kinderrechte gesucht und ein spannendes Buch wiederentdeckt. Es heißt „Die Kinderwagenrevolution“ und ist geschrieben von Prof. Gunther Moll, Leiter der Kinder− und Jugendpsychiatrie in Erlangen. Gunther Moll erzählte mir vor nicht allzu langer Zeit, dass der Film „DaHeim“ in seiner Klinik immer wieder zum Einsatz kommt, bei Kindern, Jugendlichen und Eltern, die nicht mehr weiter wissen und wo klar ist, dass eine neue Unterbringungssituation geschaffen werden muss. Er zeigt ihnen diesen Film, weil er auch vermittelt, dass ein Heim, eine gute Wohngruppe mit engagierten und begabten ErzieherInnen, eine vorübergehende Alternative zum Elternhaus sein kann, eine Chance für beide Seiten, sich neu zu orientieren.
Vielleicht erinnern Sie sich an den Satz von Dominik: „Glück ist, in einer guten Umgebung aufwachsen zu können.“ Und da meinte er seine Wohngruppe, sein Tischtennisverein und die Mädchen, die mit ihm zum Training in die Halle laufen.

In dem beschriebenen Buch geht es um die Rechte des Kindes, die 1989… Sie haben richtig gehört… 1989, vor kurzem also, oder, anders herum gesagt, fast 2000 Jahre nach dem Ereignis mit Jesus und den Kindern, in dem er seinen Jüngern gegenüber zornig seine Haltung zu Kindern klar gemacht hatte… niedergeschrieben wurden.

Ich zitiere:
Die “Konvention über die Rechte des Kindes“ wurde am 20. November 1989 in der Generalversammlung der Vereinten Nationen, von der Unicef−Sonderbotschafterin Audrey Hepburn verkündet, und von der Versammlung einstimmig angenommen!
151 Staatschefs und Regierungsvertreter aus der ganzen Welt verpflichteten sich wenig später zur Anerkennung dieser Konvention. Nachdem am 6. März 1992 die UN−Kinderrechtskonvention von der Bundesrepublik Deutschland mit Zustimmung von Bundestag und Bundesrat in Berlin unterzeichnet wurde, konnte am 5. April 1992 die Ratifizierungsurkunde beim Generalsekretär der Vereinten Nationen hinterlegt werden. Die ganz besonderen Menschenrechte der Kinder waren in unserem Lande in Kraft getreten.
Was aber auch hinzu gefügt werden muss, ist, dass diese besonderen Menschenrechte der Kinder bis heute nicht vollständig umgesetzt sind. Die Rechte von Kindern und Jugendlichen werden bei vielen wichtigen Entscheidungen von Politik, Verwaltung und Rechtsprechung zu wenig berücksichtigt. Die Frage, ob Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden sollen, wird schon seit Jahren heiß diskutiert und kommt vor allem dann wieder hoch, wenn ein besonders schlimmer Fall von Kindesmisshandlung oder Kindstötung in der Presse steht. Dies erinnert mich an die schlappen Waffengesetze in den USA. Wenn bei einem Amoklauf mal wieder Kinder an einer Schule getötet wurden, gibt es einen kurzen Aufschrei. Die Waffenlobby verhindert eine Gesetzesänderung.
Zig−tausende von Menschen in Deutschland verlangen die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz. 1993 scheiterte ein Antrag der SPD für eine entsprechende Gesetzesänderung. Und 2011 beantragte die Opposition im Bundestag, die Kinderrechte in Deutschland umfassend zu stärken. Die damalige Regierungskoalition lehnte dies ab.

Welche Lobby verhindert eigentlich die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz?? Und was steckt dahinter?

Dennoch: mit der UN Kinderrechtskonvention hätte ein neuer Umgang mit Kindern beginnen können, als verbrieftes Völkerrecht, als der Beginn einer neuen Zeitrechnung für jeden Menschen von seiner Geburt an!
Der ehemalige UNO−Generalsekretär und Friedensnobelpreisträger Kofi Annan sagte einmal: In dieser völkerrechtlichen Übereinkunft geht es um nichts weniger als um die Zukunft der Menschheit.

Vermutlich sah Jesus dies auch schon so, denn als sich die Jünger damals so aufführten und die Kinder von ihm fern halten wollten, wäre ihm sonst nicht so der Kragen geplatzt. Und es heißt, nie wieder später sei er so zornig gewesen. Ein starker Auftritt, Jesus!

Wem aber platzt hier auf Erden der Kragen
Angesichts einer wachsenden Zahl von Kindern,
− die immer früher depressiv werden, weil sie den Druck der Leistungsgesellschaft nicht mehr aushalten,
− die sich die Arme ritzen, aufhören zu essen, viel zu viel essen, die ihren Platz in der Gesellschaft nicht finden und ihn im world wide web suchen
− die mittels Ritalin ruhig gestellt werden?

Wem platzt der Kragen, wenn mal wieder die Mittel gekürzt werden bei den Sozialausgaben, wenn Jugendhilfe auf der roten Liste steht, ErzieherInnen beschämend wenig verdienen, wenn Lehrerstellen gestrichen werden?

Wem platzt hier auf Erden der Kragen, wenn
− Kinder vernachlässigt werden und verwahrlosen, emotional und materiell
− Kinder körperliche, psychische und sexuelle Gewalt erfahren?
− Kinder schuften müssen statt eine Schule zu besuchen?
− 132 Mio. Kinder und Jugendliche weltweit keinen Zugang zu Bildung haben?

Und noch ein Beispiel aus Deutschland: Wochenlang berichteten die Medien über das Recht auf einen Kitaplatz. Starr blickte man darauf, ob die Politik ihr Versprechen hält, die verkündete Anzahl der Plätze tatsächlich bereit zu stellen. Kaum ein Artikel beschäftigte sich damit, wie denn so eine Einrichtung für die Allerjüngsten unserer Gesellschaft aussehen soll. Nur wenige stellten sich die Frage, was es heißt, wenn ein wenige Monate altes Kind in der Phase der Urvertrauensbildung in eine Krippe kommt, in der eine Erzieherin fünf−sechs Babys zu betreuen hat. Fragen Sie mal eine Mutter, die Drillinge hat, was das bedeutet! Außer Wickeln und Füttern bleibt keine Zeit. Die Auswirkungen dieser frühen Trennung von Eltern werden immer häufiger untersucht. Die Ergebnisse sind nicht ermunternd. So sieht man einen Zusammenhang zwischen früher Bindungs− und späterer Verhaltensstörung.

Ich wünsche mir eine Talkshow, in der es nicht um Wahlkampf, um Parteiprogramme, um Selbstdarstellung der Politiker im feinen Zwirn geht, sondern ausschließlich um die Belange der Kinder. Woche für Woche würden sie, immer wieder erneut, gefragt werden:
Haben Sie Ihre Hausaufgaben gemacht?
Was haben Sie zuletzt für Kinder und Familien in Ihrem Wahlkreis getan?
Was sind die Verbesserungen?
Wie viel Geld ist in dem Topf, der aus Steuergeldern gespeist wird, für die Heranwachsenden?
Warum ist es nicht mehr?
Die Verantwortlichen müssten öffentlich erklären, dass sie alles dafür tun, dass Kinder mit DEM intellektuellen und menschlichen Rüstzeug ausgestattet werden, das sie brauchen werden, um die Probleme der Zukunft lösen zu können, von denen wir heute zum Teil noch nicht wissen, welche es sein werden.
Woche für Woche müssten unsere gewählten politischen Vertreter Rede und Antwort stehen. Machen sie ihre Hausaufgaben nicht, werden sie ermahnt und bei Wiederholung abgesetzt.
Wir alle wissen, diese Talkshow wird es nie geben. Aber stellen Sie sich vor, welche Signale an die Bevölkerung eines Landes gehen würden, wenn die Verantwortlichen in der Politik, alle Erwachsenen, in ihren Auftritten die Sorgen und Nöte der Heranwachsenden, ihre Themen, ihre Bedürfnisse in den Vordergrund stellen würden, kompromisslos. Wenn Unternehmen und Konzerne Bedingungen schaffen würden, in denen Mütter und Väter problemlos Teilzeit arbeiten und Führungsjobs geteilt werden können, dass in ihrem Betrieb die besten Voraussetzungen vorhanden wären, damit Familien es leichter haben bzw. überhaupt erst mal gegründet werden können.

Es gibt viele Ideen, die das Zusammenleben erleichtern und vor allem die Position von Familien stärken würden.

Ich komme zum Schluss mit einem Text aus dem Buch von Gunther Moll, zum Artikel 3 der Kinderrechtskonvention. Dort heißt es u.a.:
Das „Wohl des Kindes“, sein „Wohlergehen“ ist „vorrangig zur berÜcksichtigen, bei allen Maßnahmen“.
Der Staat muss jedem Kind „den Schutz und die Fürsorge gewährleisten, die zu seinem Wohlergehen notwendig sind“, in seiner Familie, im Kreis seiner Freunde, im Kindergarten und in der Schule. Es muss sich wohl fühlen, gerne leben, satt und zufrieden sein sowie gut und sicher schlafen können.

auch Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen müssen so ausgestattet sein, dass sich jedes Kind über viele Jahre seines Lebens darin wohl fühlen kann. Die Häuser und Gebäude für Kinder müssen die freundlichsten, hellsten und wärmsten sein, Kindergärten und Schulen die schönsten Gebäude eines Dorfes, Stadtteils oder einer Stadt.
Die Mittel dazu sind vorhanden, denn wir leben in einem Land mit großen finanziellen Möglichkeiten. Sie reichen aus, um alle Rechte der Kinder vollständig zu gewährleisten. Die Ausschöpfung dieser Mittel sind keine verlorenen Ausgaben, sondern Investitionen in die Zukunft einer Gesellschaft. Leider ist der Gewinn daraus im Verlaufe einer Legislaturperiode nicht evaluierbar.

Das Zusammenleben und Zusammenhalten in Unterschiedlichkeit und Vielfalt waren jedenfalls eines der Erfolgsgeheimnisse unserer Geschichte. SIE SIND AUCH HEUTE NOCH GENAU DAS, WAS KINDER STARK UND MENSCHLICH MACHT.

Und schließlich möchte ich den Kindern im Publikum etwas mitgeben, das sie sich übers Bett hängen dürfen und niemals vergessen sollten, auch wenn sie irgendwann keine Kinder mehr sind, sondern vielleicht selbst welche haben:

„Du hast das Recht, genau so geachtet zu werden wie ein Erwachsener. Du hast das Recht, so zu sein wie Du bist, Du musst Dich nicht verstellen und so sein, wie es die Erwachsenen wollen. Du hast ein Recht auf den heutigen Tag, jeder Tag deines Lebens gehört Dir, keinem sonst. Du, Kind, wirst nicht erst Mensch, du bist Mensch.“

Diese Worte stammen von Janusz Korczak, dem jüdischen Arzt, Pädagoge, Buchautor und großen Kinderfreund. Er kam in Treblinka um.
Seine berührende Geschichte wäre aber eine andere Kanzelrede.

Vielen Dank fürs Zuhören! Kommen Sie gut nach Hause!