Mädchentreffen am Pfingstmontag in Köngen 1940−1944, Text von Ursula Stöffler |
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Meine Eltern, Pfarrer Eugen und Johanna Stöffler, waren beide stark in der Jugendarbeit tätig. Neben der Arbeit mit den
Jugendkreisen in der Gemeinde war mein Vater Bezirksjugendpfarrer und meine Mutter im Vorstand des evangelischen Mädchenwerks
Württemberg Da in der Zeit des Nationalsozialismus jegliche Jugendarbeit verboten war (wie z.B. Jugendtreffen oder Freizeiten), überlegten meine Eltern: wie können sich die jungen Leute trotzdem treffen und erleben, dass sie in ihrem Glauben nicht allein sind? Dabei kam ihnen die Idee des Pfingstmontagtreffens. In Köngen ist ja seit alters her an Pfingstmontag ein Jahrmarkt, mit großem Rummel. Es kommen dabei immer viele Leute von auswärts, auch im Krieg. Da, so dachten meine Eltern, fällt es nicht auf, wenn einige Mädchen kommen, zwar nicht zum Rummel, sondern in die Kirche. Denn Treffen in der Kirche und in privaten Raum war erlaubt. So lud meine Mutter in privaten Schreiben die Mädchenkreise der Umgebung ein, am Pfingstmontag in die Kirche zu kommen. Das Programm war Folgendes:
Dass das alles so durchgeführt werden konnte, war eine logistische Meisterleistung meiner Mutter. Die Familie und der ganze Mädchenkreis haben selbstverständlich mitgeholfen. Jede bekam ihre spezielle Aufgabe zugeteilt. Denn nicht nur im Pfarrhaus waren Hilfen nötig zum Kochen, Tische richten und decken, Suppe ausgeben und Spülen. Auch für das Dorf waren Mädchen nötig. So standen an allen Straßen und Wege, die ins Dorf führten, ein „Empfangskommando“, Jede Ankommende bekam ein Blatt mit Anweisungen für den Tag:
Wenn ich heute an diese Tage zurückdenke, erscheint es mir wie ein Wunder, dass diese Tage so geschehen konnten und dass die vielen jungen Frauen es wagten hier herzukommen und den Tag mitzufeiern: Dass kein Unfall geschah, kein Fahrrad gestohlen wurde, kein geliehener Teller kaputtging, dass der Fliegeralarm ausbrach, als in der Kirche gesungen wurde, sodass wir nur die Entwarnung hörten, dass die Gestapo keinen Verstoß gegen das Gesetz fand. Aber vor allem war es ein Wunder, dass in dieser schwierigen Zeit Gottes Wort frei verkündet werden konnte. Ursula Stöffler, 11. Mai 2020 |