Faszinierende Renaissance in Köngen
Bauzeit: 1502−1512; Turm: 1722−1724
Baumeister: Stephan Waid, Meister Merx aus Esslingen
Wandel einer Kirche von der Spätgotik bis in die Neuzeit anhand ihrer bedeutenden Ausstattungsstücke
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Die Köngener Pfarrkirche Peter und Paul ist neben dem rekonstruierten römischen
Kastellturm weithin sichtbares Wahrzeichen der Gemeinde. Sie ist in Baugestalt und Ausstattung
eine hochinteressante Kirche der Zeit nach 1500. Die Bauzeit war 1502 bis 1512. Der Baumeister
war Stephan Waid, der dann 1504 als Dombaumeister nach Konstanz berufen wurde. Meister Merx
aus Esslingen vollendete den Bau.
Das Äußere zeigt einen einfachen spätgotischen Baukörper unter
durchlaufendem Dachfirst.
Der Turm erweist sich bei näherem Hinsehen als ein Werk der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts.
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Das Innere ist bedeutend durch die Spannung zwischen dem spätgotischen Chorraum unter
kraftvollem Netzgewölbe und dem große Klarheit ausstrahlendem Saalraum des
Kirchenschiffes unter seltener hölzerner Renaissance−Decke. Gewölbe und Decke
haben die vollständige, farbige Renaissance-Bemalung bewahrt.
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Die Ausstattung fasziniert durch ihre Stellung zwischen Spätgotik und Renaissance.
Der Dreikönigsaltar kombiniert eine gotische hölzerne Mariengruppe
(Bestandteil des Hochaltars der Vorgängerkirche) mit Seitenflügeln bzw. Rahmen
in mannieristischem Stil − ein interessanter und seltener Fall, zumal in
evangelischen Kirchen.
Hohen Rang besitzt die dreiteilige plastische Gruppe des Gekreuzigten und der beiden
Schächer im Chor durch ihre hohe Kraft des künstlerischen und religiösen
Ausdrucks. Form und Geisteshaltung des Künstlers vereinen die lebendige gotische
Tradition mit dem Neuen der Renaissance−Kunst und Reformationszeit zu einer
untrennbaren Einheit.
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Zahlreiche Epitaphien derer von Thumb zu Neuburg bezeugen die ehemalige Funktion der Kirche
als adelige Grablege. Unter ihnen befindet sich das Epitaph des Bauherrn Hans Konrad Thumb
zu Neuburg, seinerzeit Erbmarschall Herzog Ulrichs von Württemberg.
Eine der schönsten Grabdenkmäler zeigt Konrad und seine Ehefrau Richardis beinahe
vollplastisch und mit Porträttreue in selbstbewusster und doch ehrfürchtiger
Haltung beiderseits des Kruzifixes. Der Entwurf des Grabmales für seinen Nachfahren
Albrecht Thumb stammt womöglich von Heinrich Schickhardt.
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Die sogenannte "Sauglocke" läutet seit 1430 dem Ort. Eine Legende erzählt
von der Bewahrung der Glocke vor der Gewalt des 30jährigen Krieges und ihrer
glücklichen Wiederauffindung durch Wildschweine.
Mittlerweile dient sie als Symbol der Gemeinde Köngen.
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