Leitbild Kindergartenarbeit
in der Evang. Kirchengemeinde Köngen
(verabschiedet vom Kirchengemeinderat am 13. Juli 2004)
1. Präambel
Im Wissen darum, dass jedem Kind die uneingeschränkte Liebe Gottes gilt, versteht der Kirchengemeinderat der
evangelischen Kirchengemeinde Köngen die Kindergartenarbeit als einen wesentlichen Teil der Gemeindearbeit.
Kindergärten sind Räume, in denen Kinder sich als willkommen und geliebt erleben und erfahren, und in denen
sie die Liebe Gottes spüren und miteinander feiern. Kindergärten sind Orte, an denen Kinder lernen, mit den
schönen und mit den traurigen Erfahrungen des Lebens umzugehen. Kindergärten sind Orte, an denen Kinder sich
und ihre Möglichkeiten und Grenzen entdecken und dabei das Leben als ein Geschenk verstehen, das Gott ihnen macht.
2. Sich als Person entdecken
Grundlage der Arbeit in unseren Einrichtungen ist das in der christlichen Tradition verwurzelte Menschenbild. Kinder
sollen erleben, dass sie unabhängig von ihrer Leistung, ihrem Aussehen, ihren Begabungen ein von Gott geliebtes
Geschöpf sind. Sie sollen spüren, dass jeder Mensch in Gottes Augen seinen unantastbaren Wert hat. Sie sollen
im Kindergartenalltag erfahren, dass sie liebenswert sind und einzigartig mit ihren Stärken und Schwächen.
Kinder und Erwachsene sind auf Zuwendung angewiesen, auf den Dialog, auf Verstehen, auf Vertrauen und Liebe. Sie
suchen - auch in der Begegnung mit anderen - nach ihrer eigenen Persönlichkeit und sind nicht fertig, sondern auf
dem Weg, sie sind im Werden. Aufgabe der pädagogischen Arbeit in unseren Einrichtungen ist es auf dieser Grundlage
auch, den Kindern zu helfen, ihren eigenen Weg zu finden und sich und andere mit ihren Stärken und Schwächen,
mit ihren Neigungen, Interessen und Begabungen als Person zu entdecken und gemeinschaftsfähig zu werden.
Aus dieser Perspektive betrachtet, verstehen wir es als Aufgabe in unseren Einrichtungen, Kindern - ausgehend von ihrer
eigenen Lebenswelt - dabei zu helfen, sich selbst und ihre eigene Persönlichkeit zu entdecken (Individuation) und
ihnen zu helfen, sich und andere als von Gott geliebtes Geschöpf zu verstehen, also zur eigenen Religiosität
zu finden.
3. Religiöse Elemente in der Arbeit unserer Kindergärten
Kinder wollen entdecken, wer sie sind und wo sie leben. Sie fragen nach dem Woher und Wohin unseres Lebens, nach Gott,
nach dem, was verlässlich ist, was diese Welt zusammenhält. Sie wollen sich immer wieder vergewissern, dass
sie wertgeschätzt und geliebt sind.
Vergewisserung, Zuwendung, Wertschätzung erfahren die Kinder in unseren Tageseinrichtungen zum einen in der
alltäglichen Arbeit - im freundlichen Willkommensgruss am Morgen, in der Wahrnehmung ihrer Bedürfnisse durch
die Erzieherinnen, in den regelmäßig sich wiederholenden Ritualen, die ihnen die Gewissheit geben, dass sie
geachtet und geliebt werden.
Dass sie geachtet und geliebt sind, erfahren Kinder und Eltern durch die religiösen Elemente im Kindergartenalltag
- durch biblische Geschichten, die von Gott erzählen, der uns liebt und der uns hilft, zu werden, was wir sind;
durch Familiengottesdienste, die wir mit Kindern im Kindergartenalter und ihren Familien feiern; durch all die
spirituellen Formen, in denen wir in unserer Kirchengemeinde die Liebe Gottes feiern.
Im Kindergarten kommen Kinder unterschiedlicher Religionen zusammen. Vor dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes
nehmen wir diese Religionen wahr und sprechen mit den Kindern über die Unterschiede. Darüber hinaus kann der
Kindergarten auch ein Ort sein, um andere Religionen aktiv kennenzulernen, durch Geschichten und Feste, die wir, wo dies
möglich ist, gemeinsam mit Kindern und Eltern aus anderen Religionsgemeinschaften feiern.
Weil uns daran liegt, unser christliches Menschenbild (siehe 2. Abschnitt) auch den Eltern zu vermitteln, sind
Kontakte zu den Eltern, Gespräche über ihr Anliegen im Blick auf das Wohl ihrer Kinder und Angebote zur
religiösen Erziehung nicht nur durch den Kindergarten, sondern auch durch die fba, die Familienbildungsarbeit in
unserer Kirchengemeinde, ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit.
4. Selbstverpflichtung
Der Kirchengemeinderat der evangelischen Kirchengemeinde Koengen sieht die hohe Bedeutung des Kindergartens als erster
Bildungsinstanz für die Entwicklung der Kinder. Er sieht auch, welch hohes Gewicht die pädagogische Arbeit der
Erzieherinnen für eine gesunde Entwicklung der Kinder hat. Ihm liegt daran, dass Kindern in unseren
Kindergärten im Geist der Toleranz und der Offenheit begegnet wird; dass auch Kinder mit Entwicklungsdefiziten und
Behinderungen dabei unterstützt werden, sich in der Gruppe zu integrieren; dass die Kinder auch die Kulturen und
Traditionen der Kinder von Migrantenfamilien kennenlernen und feiern. Ihm liegt daran, dass jedes einzelne Kind als
Persönlichkeit geachtet und gefördert wird.
Der Kirchengemeinderat verpflichtet sich, ihre pädagogische Arbeit im Gespräch mit den Erzieherinnen zu
diskutieren und zu hinterfragen, zu unterstützen und zu fördern. Der für die Kindergärten unserer
Kirchengemeinde zuständige Pfarrer und der Kindergartenausschuss begleiten die Arbeit der Erzieherinnen und stehen
ihnen als Ansprechpartner zur Verfügung.
5. Anspruch an uns und an die Mitarbeiterinnen
Wir haben als Kirchengemeinderat den Anspruch, in unseren Kindergärten eine qualifizierte pädagogische Arbeit
zu ermöglichen. Deshalb setzen wir voraus, dass Erzieherinnen in der Lage sind, sich im Gespräch miteinander -
auch kontrovers - mit unterschiedlichen pädagogischen Konzepten auseinanderzusetzen und ihr eigenes
pädagogisches Konzept zu entwickeln und zu reflektieren. Und wir erwarten, dass Erzieherinnen in der Lage sind, in
ihrer Einrichtung Räume zu schaffen, die Kinder zur Kommunikation untereinander einladen und zur Gemeinschaft
befähigen und in denen sie sich als Kolleginnen mit Wertschätzung begegnen.
Erzieherinnen in unseren Einrichtungen sehen in jedem einzelnen Kind ein Geschöpf, dem Gott seine ganz eigene
Würde gegeben hat. Sie pflegen einen partnerschaftlichen demokratischen Erziehungsstil und den Dialog auf
Augenhöhe.
Uns liegt daran, dass die uns anvertrauten Kinder dabei unterstützt werden, Selbstvertrauen zu entwickeln und sich
einzuüben in das Zusammenleben mit anderen Kindern und Erwachsenen. Wir erwarten von den Erzieherinnen die
Fähigkeit - und fördern sie darin - auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder zu achten und
einzugehen und wahrzunehmen, was die Kinder in ihrer Entwicklung brauchen, damit sie einander selbstbewusst und doch
hilfsbereit und rücksichtsvoll begegnen können und damit sie eigene Schwächen und die Schwächen
anderer annehmen können.
6. Personalentwicklung
Weil ihm an guten Voraussetzungen und an der Qualität der pädagogischen Arbeit liegt, fördert der
Kirchengemeinderat die Arbeit in unseren Kindergärten. Ihm ist wichtig, die Mitarbeiterinnen in schwierigen
Situationen auch moralisch zu unterstützen und seelsorgerisch zu begleiten. Er setzt sich (auch in Zusammenarbeit
mit der Gemeinde Köngen) für gute Rahmenbedingungen ein - also für die nötigen finanziellen Mittel,
aber auch für die Gebäude und Einrichtungen unserer Kindergärten.
Er übernimmt die Verantwortung dafür, dass qualifizierte Erzieherinnen für die Arbeit in unseren
Einrichtungen vorhanden sind. Und er sorgt dafür, dass die Erzieherinnen sich regelmässig auf Fachseminaren,
aber auch in den Arbeitsgemeinschaften der Fachberatung des Kirchenbezirks und im Team fortbilden.
Da ihm die religionspädagogische Arbeit in unseren Tageseinrichtungen wichtig ist, fördert der Träger die
Erzieherinnen auch durch Fortbildungen in pädagogischen und religionspädagogischen Fragestellungen. Er pflegt
den regelmässigen Dialog zu religionspädagogischen Themen und berücksichtigt bei der Auswahl und
Einstellung der Erzieherinnen auch die Qualifikation zur religiösen Erziehung.
Für den Kirchengemeinderat der evang. Kirchengemeinde Köngen
Pfarrer Justus Thibaut
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