Evangelische
Kirchengemeinde
Köngen
 
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20211224
24.12.2021
Weihnachten 2021
Ein Kind ist geboren − Gott ist Mensch geworden. Weihnachten ist die Zeit, wo wir beginnen, uns Gott ans Herz zu legen. Das Kind ist ein Geschenk für die Welt. Und durch Jesus auch wir.
Im 1. Johannesbrief lesen wir:
„Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen − und wir sind es auch! Darum erkennt uns die Welt nicht; denn sie hat ihn nicht erkannt. Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen: Wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. dass Gott am Ziel eures Lebens euch erwartet.“ (1. Joh 3, 1−2)
Du bist ein Gotteskind. Du bist ein Geschenk für die Welt. Jedes Kind ist ein Geschenk für die Welt. Weihnachten ist die Zeit, wo wir beginnen, uns Gott ans Herz zu legen.
Krippe 24.12.2021
Foto Andreas Rau
In unserer Krippe liegt Jesus nicht in einer Futterkrippe, sondern im Arm seiner Mutter Maria. Das Kind und die junge Frau − die beiden sind in der Christenheit ein weit verbreitetes Hoffnungs− und Trostbild.
Ungezählte Statuen und Bilder zeigen Maria und das Kind. Vor ihnen wird gebetet. Hier schütten Menschen ihr Herz aus, weinen und lachen und zünden Kerzen an. Die junge Frau und ihr Kind verströmen eine besondere Kraft. Was für ein Zeichen! Ein Zeichen voll Schönheit, Innerlichkeit, Liebe, Fürsorge und Zukunft.
Maria und Jesus, Gott hilft, Maria und Immanuel, der Name, den Gott durch Jesaja sage ließ: Immanuel heißt das Kind: „Gott mit uns.“
In jedem Kind, das geboren wird, liegt das Versprechen: Gott mit uns. Im Kleinen, Hilflosen: Gott mit uns. Im Unfertigen: Gott mit uns. Mit jedem Kind auf dem Arm legen wir uns Gott ans Herz, denn jedes ist ein Gotteskind, ein Geschenk für die Welt. Ich will mir das merken für die Kinder, Jugendlichen und Erwachsene mit denen ich mich schwer tue. Sie sind Gotteskinder − ein Geschenk für die Welt. Draufgebracht hat mich Ute Haizmann und ihre Gedanken am vergangenen Dienstag in SWR 1. Ute Haizmann hat von ihrem Staunen erzählt über das Bild "Madonna mit dem Kinde" von der Landauer Künstlerin Madeleine Dietz. Die Künstlerin hat eine Collage am Computer gemacht: Maria hält ihr Kind auf dem Arm. In das Gemälde von Joos van Cleve von 1520 hat sie ein Kinderphoto anstelle des gemalten Jesuskindes eingefügt.
Das Bild eines Mädchens mit Latzhose und rotem Pulli. Es hält eine gelbe Stoff−Ente in der Hand. Es ist das Bild von Mirjam, einem Mädchen mit Downsyndrom. Die Künstlerin hat die erwachsene Mirjam bei einem Workshop kennengelernt. Ein Kinderbild von ihr hat sie der Maria in den Arm komponiert. Das Bild hat damals − im Jahre 2000 − heftige Reaktionen ausgelöst. Jesus, der Sohn Gottes, als Kind mit Behinderung. So kommt Gott zur Welt. Kommt so Gott zur Welt? Es gab Proteste: „So kann man doch nicht von Gott reden“. „Gott ist doch makellos!“
Aber nein: Gott wird Mensch. Und auch Jesus war nicht perfekt, so wie keine und keiner von uns. Gott ist in jedem Menschenkind bei uns. Die Künstlerin Madeleine Dietz ist Mutter von 5 Kindern. Zwei ihrer Kinder hat sie schon bald nach der Geburt aufgrund einer Behinderung bzw. einer Krankheit verloren. „Schütze das nicht−perfekte Leben; schütze den Schatz des nicht−perfekten Lebens.“ − diese Bitte an die Gottesmutter hat Madeleine Dietz ihrem Kunstwerk hinzugefügt.
An Weihnachten feiern wir: Gott wird Mensch. Vielleicht haben wir uns über die Jahre so sehr an die Weihnachtsgeschichte gewöhnt, dass wir sie nicht mehr spannend und irritierend finde. Aber eigentlich ist es ja der Hammer. Der ewige Gott wird Mensch. Junge oder Mädchen? Mit Behinderung? Egal. Ein kleines Bündel Mensch, anderen Menschen anvertraut. So nah kommt mir Gott. An Weihnachten dürfen wir darüber wieder staunen. Weihnachten ist die Zeit, wo wir beginnen, uns Gott ans Herz zu legen in jedem Menschen, dem wir begegnen. Kein Wunder also, dass damals wie heute, uns die Welt nicht erkennt.
Viele Menschen suchen das Perfekte und wir leben weiter alle in dieser unperfekten Welt. Die Welt hat ihn nicht erkannt. Den Gott im Menschen Jesus. Der Hunger hatte und vielleicht gehumpelt ist. Der Mal freundlich und mal zornig war und vielleicht geschielt hat. Und wo steht eigentlich, dass er ein Mathe−As war oder besonders schnell von Begriff gewesen wäre?
„Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen: Wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“
Dann werde ich wohl sicher auch wieder staunen: Hast du, haben sie auch ein Bild vom perfekten Gott in seinem schönen, friedvollen Reich ohne Krankheit, Kummer und Not. Wie wird es wohl sein? Weihnachten staunen wir über Gottes unbegreifliche Wege bei uns Menschen und in Gottes Schöpfung zu sein. Halten wir unseren Blick und unser Herz offen dafür, wie Gott uns begegnen will hier auf Erden und einmal in Gottes ewigen Reich.
Weihnachten ist die Zeit, wo wir beginnen, uns Gott ans Herz zu legen.
Und so kann jeder Tag ein Weihnachtstag sein: Gott mit uns.
Möge das Jahr 2022 Ihnen und Euch viele solche Weihnachtstage und −erfahrungen bringen.
Pfarrerin Ursula Ullmann−Rau