Evangelische
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20220612
12.06.2022
Die Dreieinigkeit Gottes − ein Versuch sie besser zu verstehen.
Liebe Gemeinde,
am Dreieinigkeitsfest, an Trinitatis, erinnern wir uns, dass Gottes als Schöpfer Menschen ins Leben gestellt hat und begleitet. Als Christinnen und Christen orientieren wir uns im Leben und Glauben an Jesus Christus, der uns Gottes Liebe nahegebracht hat.
Gestärkt werden wir dabei durch Gottes Heilige Geistkraft, Gottes Nähe in uns, die uns immer wieder neu aufatmen lässt und Hoffnung schenkt. Heute möchte ich den Wochenspruch zum Dreieinigkeitsfest bedenken. Warum haben wir diesen komplizierten Glauben an den dreieinigen Gott.
Erklären lässt sich das nicht wirklich:
Es ist zum Staunen und manches bleibt dabei einfach ein zauberhaftes Geheimnis wie ein Bild in einem Kaleidoskop. Haben alle schon mal in ein Kaleidoskop geschaut? Als Kind war ich immer fasziniert. Nur eine kleine Bewegung und schon sieht alles ganz anders aus. Es ist zum Staunen, was sich da zeigt. Nun kann man sich fragen: Was hat nun dieses Kaleidoskop mit dem dreieinigen Gott zu tun? Ein Kaleidoskop ist zuerst einmal nur eine Pappröhre. Aber in dieser Pappröhre sind drei Spiegel angeordnet. Und darin liegen dann die bunte Scherben.
Schauen wir durch das Kaleidoskop ins Licht und drehen es dabei, dann sehen wir, wie Scherben in immer neue Bilder zusammenfallen. Kaleidoskop ist griechisch und heißt "Schönbildseher" oder "Schönbildschau".
Heute feiern wir ein Fest, dass Gott sich auf dreierlei Weisen mit uns Menschen ist und doch eine große Kraft ist, die alles umfasst. Das schöne bunte Bild im Kaleidoskop entsteht aus Scherben. Und wir alle erleben es: Immer wieder geht etwas zu Bruch. Das kann die Tasse sein, die das Kind gerne selber tragen will und dann doch nicht genug Kraft hat. Das ist der Frieden seit vielen Wochen durch den Angriffskrieg von Putin auf die Ukraine. Das ist die Sorge um die Zukunft der Kinder in Zeiten der Klimakatastrophe und der Inflation.
Da ist die Not durch Schmerzen und Krankheit, durch Tod und Trauer.
Wie können wir uns die Zuversicht und den Glauben bewahren bei so vielen Scherben. Ganz am Ende seines Tränenbriefes an die geliebte Gemeinde in Korinth schreibt der Apostel Paulus und das ist der Wochenspruch: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“
Paulus erinnert daran. Gott hält alles zusammen. Gott hält auch alle Scherben des Lebens zusammen, so wie die Pappröhre beim Kaleidoskop alles zusammenhält. Ich möchte unseren Blick dazu auf die 3 Spiegel lenken und sie mit den 3 Weisen Gottes, der Schöpfer, Jesus Christus und dem heiligen Geist zusammenbringen.
Der 1. Spiegel ist die Liebe Gottes.
Die Liebe Gottes begegnet uns vom ersten Atemzug an. Gott, der Schöpfer aller Dinge, er weiß um seine Menschen. Dabei weiß Gott um unsere Schwächen. Und Gott kennt unsere Stärken. Gott weiß, dass wir Menschen oftmals an unseren eigenen Ansprüchen zerbrechen. Dass wir aufgrund unserer Unzulänglichkeiten andere verletzen. Das galt damals, das gilt für Familien und Freunde heute. Im Spiegel der Liebe Gottes ist mehr möglich, als wir uns selbst zutrauen. Die Liebe Gottes geht uns immer vorausgeht und nach. Das Vertrauen, der Glaube, stärkt uns auf dem Lebensweg.
Dann stellt Paulus den 2. Spiegel auf.
Den Spiegel der Gnade. Im Spiegel der Gnade können wir auf uns blicken, ohne an unserer Unzulänglichkeit zu vergehen. Wir dürfen an uns selbst wahrnehmen, dass wir Menschen sind, die Fehler machen. Unsere Kinder, unsere Freundinnen, unsere Kollegen,… sollen erleben, auch wir sind nur Menschen. Und wer zu den eigenen Fehlern stehen kann und sie zugeben und sich Vergebung zusprechen lassen, der und die können mit anderen besser umgehen.
Wir leben aus der Gnade Gottes, und wir werden wieder aufgerichtet aus der Gnade Gottes. Das ist der Spiegel, der uns vorgehalten wird. Unser Leben wird leichter und befreiter und schöner, wenn wir die Fehler nicht verstecken brauchen.
Und dann Paulus stellt den 3. Spiegel auf, den Spiegel der Gemeinschaft durch den Heiligen Geist. Du, Mensch, du musst dich nicht allein mühen.
Du bist Teil einer Gemeinschaft.
Es ist toll zu einer so bunten und vielfältigen Truppe zu gehören. Da sind alle gleich wichtig. Niemand wird ausgeschlossen. Bei uns zählst du, einfach so wie du bist. Du musst nicht erst einen Sieg erringen oder etwas Tolles schaffen: du bist schon wer: Gottes geliebtes Kind − meine Schwester und mein Bruder.
Was du alleine nicht schaffst, können vielleicht andere. Diese Gemeinschaft lebt und besteht nicht aus sich selbst.
Diese Gemeinschaft lebt aus dem Heilshandeln Gottes, lebt aus der Kraft des Heiligen Geistes − dem Tröster und Antrieb in unserem Miteinander. In dieser Gemeinschaft ist viel möglich:
Sich streiten und vertragen, vorangehen und innehalten, trösten und getröstet werden.
„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“
Drei Spiegel: die Liebe, die Gnade und die Gemeinschaft geben dem Scherbenhaufen einen Rahmen.
Werden die Scherben ins rechte Licht gerückt, entsteht etwas Neues. Aus Scherben entstehen neue Bilder. Das einzelne Fragment verliert an Schärfe, sch¨ttelt sich zum neuen Bild, lässt sich nicht als Zerbrochenes festnageln, lebt neu in der Veränderung im Licht Gottes. So wird es immer wieder sein im Leben jedes Menschen. Und wer darauf vertrauen kann und lernt aus dem Glauben an diesen dreieinigen Gott zu leben, der bekommt immer wieder neue Kraft aus den Scherben des Lebens auch wieder neue bunte Bilder entstehen zu lassen.
Nun kann ich natürlich das Kaleidoskop auseinanderbauen − desillusionierend, Zauber vorbei. Wer sich aber auf Gottes Sicht auf uns einlässt, lässt sich auch auf Unbekanntes ein. Das Göttliche darf auch unerklärt bleiben. Im Leben wird es aber auch Erschütterungen und Durcheinander geben. Im Leben wird es wunderschöne Bilder und Erinnerungsfotos geben. Vertrauen wir darauf, auch wenn wir nicht alles verstehen und singen voll Dankbarkeit:
Großer Gott wir loben dich; Herr, wir preisen deine Stärke. Vor uns neigt die Erde sich und bewundert deine Werke. Wie du warst vor aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit.
Dich, Gott Vater auf dem Thron, loben Große, loben Kleine. Deinem eingebornen Sohn singt die heilige Gemeinde, und sie ehrt den Heilgen Geist, der uns seinen Trost erweist.
Amen.